Die Riester-Rente steht seit Jahren in der Kritik. Hohe Kosten, niedrige Renditen und komplizierte Regelungen haben das Vertrauen vieler Sparer erschüttert. Doch lohnt sich die Riester-Rente wirklich nicht mehr, oder gibt es nach wie vor Situationen, in denen sie sinnvoll ist?
Was ist die Riester-Rente?
Die Riester-Rente wurde 2002 eingeführt, um die Kürzungen bei der gesetzlichen Rente zu kompensieren. Sie ist eine staatlich geförderte private Altersvorsorge, die durch Zulagen und Steuervorteile attraktiv gestaltet werden sollte.
Die staatliche Förderung
Die Riester-Rente wird auf zwei Arten gefördert:
- Grundzulage: 175 Euro pro Jahr
- Kinderzulage: 185 Euro für Kinder vor 2008, 300 Euro für Kinder ab 2008
- Berufseinsteigerbonus: 200 Euro einmalig für unter 25-Jährige
- Steuervorteile: Bis zu 2.100 Euro als Sonderausgaben absetzbar
Die Kritikpunkte im Detail
1. Hohe Kosten
Ein Hauptkritikpunkt sind die hohen Kosten vieler Riester-Produkte:
- Abschlusskosten: Oft 2-5% der Beitragssumme
- Verwaltungskosten: Jährlich 0,5-2% des Kapitals
- Renditeeinbußen: Kosten können die Förderung auffressen
2. Niedrige Renditen
Die Renditen klassischer Riester-Produkte sind oft enttäuschend:
- Garantieverzinsung: Aktuell nur 0,25% p.a.
- Niedrigzinsumfeld: Klassische Rentenversicherungen leiden
- Inflationsschutz: Reale Renditen oft negativ
3. Komplexe Regelungen
Die Riester-Rente ist komplex und schwer verständlich:
- Förderbedingungen: Komplizierte Voraussetzungen
- Nachgelagerte Besteuerung: Rente wird voll versteuert
- Unflexibilität: Eingeschränkte Verfügbarkeit des Kapitals
Wann lohnt sich die Riester-Rente noch?
1. Familien mit Kindern
Für Familien mit Kindern kann die Riester-Rente durchaus attraktiv sein:
Beispielrechnung Familie mit 2 Kindern:
- Grundzulage: 175 Euro
- Kinderzulagen: 600 Euro (2 × 300 Euro)
- Gesamtförderung: 775 Euro pro Jahr
- Eigenbeitrag: Nur 425 Euro für 4% des Einkommens
2. Geringverdiener
Bei niedrigen Einkommen wirkt sich die Förderung besonders stark aus:
- Mindestbeitrag: Nur 60 Euro pro Jahr
- Vollzulage: 175 Euro Grundzulage
- Förderquote: Über 200% des Eigenbeitrags
3. Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst
Für diese Gruppe ist die Riester-Rente besonders relevant:
- Versorgungslücke: Pensionskürzungen ausgleichen
- Steuervorteile: Hohe Steuersätze machen Förderung attraktiv
- Beihilfekonformität: Viele Tarife sind beihilfekonform
Moderne Riester-Alternativen
1. Riester-Fondssparpläne
Fondssparpläne können die Renditechancen verbessern:
- Höhere Renditen: Langfristig bessere Erträge durch Aktien
- Flexibilität: Wechsel zwischen Fonds möglich
- Beitragsgarantie: Kapitalschutz zum Rentenbeginn
2. Riester-Banksparpläne
Banksparpläne bieten mehr Transparenz:
- Niedrige Kosten: Weniger Gebühren als Versicherungen
- Transparenz: Einfache Kostenstruktur
- Flexibilität: Beitragspausen möglich
Alternativen zur Riester-Rente
1. Betriebliche Altersvorsorge
Oft die bessere Alternative:
- Arbeitgeberzuschuss: Zusätzliche Förderung
- Sozialabgabenersparnis: Steuer- und Sozialversicherungsvorteile
- Einfachheit: Automatische Beitragszahlung
2. ETF-Sparpläne
Für langfristige Sparer oft rentabler:
- Niedrige Kosten: TER oft unter 0,2%
- Hohe Renditen: Langfristig 6-8% p.a. möglich
- Flexibilität: Jederzeit verfügbar
3. Rürup-Rente
Für Selbstständige und Gutverdiener:
- Hohe Förderung: Bis zu 25.787 Euro absetzbar
- Flexibilität: Einmalzahlungen möglich
- Insolvenzschutz: Geschützt vor Gläubigern
Entscheidungshilfe: Riester ja oder nein?
Riester lohnt sich, wenn:
- Sie mehrere Kinder haben
- Ihr Einkommen niedrig ist
- Sie Beamter oder Angestellter im öffentlichen Dienst sind
- Sie einen kostengünstigen Tarif finden
- Sie die Förderung konsequent nutzen
Riester lohnt sich nicht, wenn:
- Sie kinderlos und gut verdienen
- Sie flexibel auf Ihr Kapital zugreifen möchten
- Sie hohe Renditen erwarten
- Sie die Komplexität scheuen
- Sie bereits anderweitig gut abgesichert sind
Tipps für bestehende Riester-Verträge
1. Vertrag überprüfen
Lassen Sie Ihren bestehenden Vertrag analysieren:
- Kostenanalyse: Wie hoch sind die Gebühren?
- Renditecheck: Wie entwickelt sich der Vertrag?
- Förderoptimierung: Nutzen Sie alle Zulagen?
2. Wechsel prüfen
Ein Wechsel kann sich lohnen:
- Zu besseren Tarifen: Günstigere Konditionen
- Zu anderen Produkten: Fondsparplan statt Versicherung
- Förderung erhalten: Alle Zulagen mitnehmen
3. Beitragspausen nutzen
Bei finanziellen Engpässen:
- Vorübergehende Pause: Vertrag ruhen lassen
- Mindestbeitrag: 60 Euro jährlich für Zulagen
- Später wieder aufstocken: Flexible Anpassung
Fazit
Die Riester-Rente ist nicht pauschal schlecht, aber auch nicht für jeden geeignet. Familien mit Kindern und Geringverdiener können durchaus profitieren, während kinderlose Gutverdiener oft bessere Alternativen finden. Entscheidend ist eine individuelle Analyse Ihrer Situation.
Wichtig ist auch die Auswahl des richtigen Produkts: Kostengünstige Fondssparpläne oder Banksparpläne sind oft besser als teure Versicherungen. Lassen Sie sich daher unbedingt unabhängig beraten.
Unsere Empfehlung: Lassen Sie Ihre individuelle Situation von unseren Experten analysieren. Wir prüfen, ob die Riester-Rente für Sie sinnvoll ist oder ob andere Vorsorgeformen besser geeignet sind.